Oberhausen trifft Antike: „Die letzten Tage von Pompeji“ als spektakuläres Erlebnis

Oberhausen trifft Antike: „Die letzten Tage von Pompeji“ als spektakuläres Erlebnis

Kaum hat man das Ausstellungsgebäude auf dem Obex-Gelände betreten, wird man von einer ungewöhnlichen Stimmung empfangen. Tiefe, vibrierende Klänge dringen aus dem Inneren, als würde sich in der Ferne etwas Unheilvolles zusammenbrauen. Die Luft ist schwer, vermischt mit dem Geruch nach neuen Materialien und einer leicht industriellen Note. Noch bevor man richtig eintaucht, fällt der Blick auf ein Kunstwerk im Eingangsbereich – eine antike Figur, die wie ein stummer Zeuge der Vergangenheit über die Szenerie wacht. Was folgt, ist keine klassische Museumsführung, sondern ein multisensorisches Erlebnis, das Geschichte spürbar macht.

Antike in Szene gesetzt – und zwar multimedial

Mit der Ausstellung „Die letzten Tage von Pompeji“ wird die berühmte Stadt am Golf von Neapel auf rund 2.000 Quadratmetern Fläche zum Leben erweckt – oder vielmehr: wiederentdeckt. Rund 2000 Jahre nach dem verheerenden Vulkanausbruch, der das Leben der Stadt schlagartig beendete, wird in Oberhausen ein modernes Ausstellungskonzept präsentiert, das sowohl auf Wissenstransfer als auch auf Emotionalität setzt.

Verantwortlich für die Inszenierung ist Kunsthistorikerin Miriam Huescar. Sie war zunächst skeptisch, ob die digitale Darstellung der Geschichte mit klassischen Museumsstandards mithalten kann – heute aber sieht sie darin eine große Chance: „Wir holen damit auch Menschen ab, die sich sonst vielleicht nicht für antike Geschichte interessieren.“

Eine Reise durch Raum und Zeit

Der Ausstellungsbesuch beginnt ruhig und sachlich: Antike Gegenstände wie eine bronzene Öllampe oder medizinisches Werkzeug werden in Glasvitrinen präsentiert. Infotafeln erklären leicht verständlich, wie die Menschen in Pompeji lebten, was sie aßen, trugen und wie sie ihre Häuser gestalteten. Doch trotz der historischen Bedeutung wirken die Exponate etwas verloren – der wahre Wow-Effekt wartet weiter hinten.

Wenn der Vesuv erwacht

Im Zentrum der Schau steht ein immersiver Film, der nicht nur auf einer Leinwand, sondern auf allen vier Wänden sowie dem Boden gezeigt wird. Mit intensiver Musik, dramatischen Effekten und einer klaren Dramaturgie erzählt er den Untergang der Stadt, vom Ausbruch des Vesuvs bis hin zur Wiederentdeckung im 18. Jahrhundert. Man fühlt sich mitten im Geschehen: Lavafontänen, einstürzende Häuser und panische Bewohner ziehen visuell und akustisch am Publikum vorbei – ein Erlebnis, das unter die Haut geht.

Historie in 3D

Die Ausstellung bietet aber noch mehr: Mittels Virtual-Reality-Technologie tauchen Besucher in Szenen aus dem antiken Pompeji ein. Besonders eindrucksvoll ist die Simulation eines Gladiatorenkampfs, die wie ein Computerspiel anmutet – visuell beeindruckend, ohne übermäßige Brutalität. Zwar ist der Informationsgehalt hier überschaubar, dafür vermittelt die VR-Erfahrung ein greifbares Gefühl für das Leben im alten Rom.

Das digitale Pompeji im Metaversum

Ein weiteres Highlight ist der finale Teil der Ausstellung: Mit Hilfe spezieller VR-Brillen betritt man eine digital rekonstruierte Version der „Villa der Mysterien“. Gesteuert von der Stimme einer Bewohnerin wandert man durch die antike Wohnanlage, betrachtet filigrane Fresken und entdeckt realistisch animierte Gegenstände wie Brote, Obst oder Duftschalen. Auch wenn das Ganze eher spielerisch als akademisch wirkt – das immersive Gefühl ist beeindruckend echt.

Fazit: Beeindruckend anders

„Die letzten Tage von Pompeji“ in Oberhausen ist keine typische Museumsausstellung. Sie verbindet klassische Geschichtsvermittlung mit moderner Technik – und schafft so ein Erlebnis, das fasziniert, bewegt und inspiriert. Wer offen für neue Wege in der Kulturvermittlung ist oder einfach mal Geschichte mit allen Sinnen erleben möchte, sollte sich dieses Event nicht entgehen lassen.

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